Welche Folgen hat eine manuelle Datenerfassung in der Produktion?

Industrie 4.0

Daten sind das neue Gold. Insbesondere gewonnene Maschinendaten haben im Zuge der Industrie 4.0 nochmals an Relevanz zugelegt. Mit sauber ermittelten Maschinendaten lässt sich die Effizienz der Produktion erhöhen, teure - weil unproduktive – Nebenzeiten verringern und Ausschuss vermeiden.

In vielen produzierenden Betrieben wird die Maschinendatenerfassung nach wie vor manuell durch die Bediener:innen durchgeführt. Welche Folgen eine manuelle Maschinendatenerfassung haben kann und welche Alternativen es gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die manuelle Datenerfassung und ihre Folgen

Unter Maschinendaten versteht man grundsätzlich alle Informationen, die beim Betrieb einer Industriemaschine anfallen. Unterschieden wird dabei zwischen Prozess- sowie Produktdaten. Prozessdaten beinhalten dabei alle für den Betrieb der Maschine notwendigen Daten, beispielsweise Stromverbrauch oder Steuerungsdaten. Produktdaten hingegen bieten einen Einblick in den Verlauf der Produktion und bestehen unter anderem aus Informationen zu Stückzahlen, Temperaturen, Gewichten oder Toleranzen. Aus den erfassten, gesammelten und sortierten Daten lassen sich Rückschlüsse auf die Produktionsmengen, die Anzahl von Gut- und Ausschussteilen, Laufzeiten, Energiebedarf oder der Maschinen- beziehungsweise Anlagenverfügbarkeit ziehen.

Bei einer manuellen Datenerfassung werden all diese Informationen händisch erfasst – zumeist direkt von den Bedienmannschaften an der Maschine und neben der eigentlichen Arbeit. Die Erfassung erfolgt dabei zumeist auf Papier. Die Folgen einer manuellen Datenerfassung gestalten sich dabei unterschiedlich und können mit einigen Nachteilen für Produktionsbetriebe einhergehen.

Typische Folgen einer manuellen Erfassung von Maschinendaten sind:

Lange Reaktionszeiten

Damit aus manuell erfassten Daten auswertbare Datensätze werden, müssen die an den Maschinen und Anlagen gesammelten Informationen sortiert, transferiert und zusammengefügt werden. Diese Vorgänge kosten vor allem Zeit. Bis aus gewonnenen Daten verwertbare Informationen werden, vergehen zumeist Tage bis Wochen.

Anpassung der Maschinen dauert länger

Wenn durch die manuelle Datenerfassung in der Produktion bei einer anschließenden Analyse festgestellt wird, dass Optimierungspotenziale vorliegen, sind Anpassungen notwendig. In der Zeit zwischen der Erfassung der Daten und der Umsetzung der Anpassungen vergeht Zeit, in der die Maschine mit den „alten“ Parametern weiterarbeitet. Diese Verzögerung senkt die Rentabilität des Produktionsprozesses.

Maßnahmen können nicht direkt abgeleitet werden

Zu den Hauptgründen für eine kontinuierliche Erfassung von Maschinendaten gehören mögliche Optimierungen an den Werkzeugeinstellungen, an den Programmen oder am gesamten Fertigungsprozess. Je schneller notwendige Maßnahmen umgesetzt werden, desto eher lassen sich Fehlerquellen ausschalten oder Prozesse verbessern.

Die manuelle Maschinendatenerfassung bietet zwar eine gute Grundlage für die Umsetzung von Maßnahmen – die allerdings immer mit einem Zeitverzug durchgeführt werden. Eine Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in Maßnahmen in Echtzeit ist bei manueller Datenerfassung nicht möglich.

Die Produktionsanlage läuft nicht effizient

Nicht erst seit der Industrie 4.0 ist eine maximale Effizienz der eingesetzten Investitionsgüter wie Maschinen und Anlagen der Schlüssel zum Erfolg auf einem immer härter umkämpften, globalisierten Markt. Durch gewonnene Maschinendaten lässt sich so gut wie jeder Parameter optimieren. Doch nicht jeder Parameter lässt sich auch manuell erfassen! Bediener sind immer mit einem subjektiven Blick unterwegs und können Daten – bewusst oder unbewusst – verfälschen. Andere Informationen, beispielsweise minimal schwankende Temperaturen an Lagern oder ein langsam, aber stetig sinkender Ölstand, sind in vielen Fällen erst gar nicht erkennbar. So werden trotz kontinuierlicher Datenerfassung Effizienz-Potenziale verschwendet, die der Wettbewerb eventuell längst erkannt hat – und zu seinem Vorteil umsetzt.

So wird die manuelle Datenerfassung wirkungsvoller

Nicht immer muss gleich die gesamte Produktionslinie auf eine automatisierte Erfassung von Daten umgestellt werden. Dies ist zwar möglich – ist aber nicht in allen Fällen sinnvoll und meist mit recht hohen, initialen Kosten verbunden. Mit kleinen, aber wirkungsvollen „Upgrades“ kann auch eine manuelle Maschinendatenerfassung zu einem mächtigen Instrument für eine gesteigerte Produktivität werden.

Daten digitalisieren und visualisieren

Digitale Daten lassen sich nicht nur deutlich einfacher und schneller verarbeiten als Papierstapel, sondern sich auch „auf Knopfdruck“ visualisieren. Der erste Schritt zu einer effizienteren Erfassung von Daten liegt daher in der Digitalisierung. Im Idealfall werden Maschinenbediener:innen mit tragbaren Geräten ausgestattet, in die sie die relevanten Daten eingeben. Natürlich ist auch ein „Abtippen“ von handschriftlichen Notizen möglich, dies kostet allerdings Zeit und personelle Ressourcen. Digitale Daten sollten, wenn immer möglich, visualisiert – also in Graphen oder Diagramme – umgesetzt werden. Mit visuellen Informationen kann der Mensch wesentlich besser umgehen als mit Zahlen in umfangreichen Tabellen. Erkenntnisse können so deutlich schneller gewonnen werden.

Daten zentral sammeln statt Insellösungen

In vielen Betrieben werden Daten zwar erfasst, aber nicht an einem zentralen Ort gesammelt. Gerade bei Unternehmen mit mehreren Produktionsstandorten findet man regelmäßig „Dateninseln“ – die für sich genommen zwar durchaus nützlich sind, allerdings kein umfassendes Bild des kompletten Produktionsstatus des Unternehmens ermöglichen. Ob Cloud-Lösung oder interner Server: Daten sollten grundsätzlich immer zentralisiert gesammelt werden, um eine Auswertung zu beschleunigen.

Standardisieren der zu ermittelnden Daten

Je feiner und komfortabler die Vorlagen gestaltet werden, in die erfasste Maschinendaten eingetragen werden sollen, desto schneller und zielführender lassen sich die Daten im Anschluss sortieren, analysieren und nutzen. Mit unternehmensweit einheitlichen Prozessen für die manuelle Datenerfassung wird den Bediener:innen an der Maschine die Eingabe erleichtert und Missverständnisse werden vermieden.

Teilweise Automatisierung

Mit einer schrittweisen Automatisierung der Datenerfassung können die relevantesten Daten schnell, effizient und wirtschaftlich erfasst werden – und das zu vertretbaren, initialen Kosten. Mit der Ausstattung der Maschinen und Anlagen mit entsprechender Sensorik sowie intelligenten, maßgeschneiderten Software-Lösungen werden Bedienmannschaften entlastet und Zeiträume zwischen der Erfassung und Umsetzung von Maßnahmen deutlich verringert.

Fazit

Die manuelle Maschinendatenerfassung ist trotz Industrie 4.0 und fortschreitender Digitalisierung immer noch eine wertvolle Methode, um Prozesse zu verbessern, Fehlerquellen aufzuspüren und nachhaltig zu beseitigen. Die Schwächen der manuellen Datenerfassung in der Industrie lassen sich mit kleinen Maßnahmenpaketen beseitigen. Eine automatisierte Datenerfassung entlang der gesamten Produktionslinie ist nicht immer notwendig – mit einer gezielten Automatisierung vor allem an neuralgischen Punkten lässt sich die Datenerfassung auf ein deutlich höheres Niveau bringen. Gerne beraten wir Sie ausführlich zu möglichen Maßnahmen rund um die Datengewinnung in Ihrer Produktion. Sprechen Sie uns hierzu einfach an.